Dieter Bohlen hört auf! Eine Ära geht zu Ende

Traurig?! – darüber scheiden sich die Geister – aber wahr. Die Nachricht über das Aus des Jurors kam für viele Fans und wohl auch für Dieter Bohlen selbst wie aus heiterem Himmel. Zu Recht stellen sich die Zuschauer*innen nun die Frage: DSDS ohne Dieter – kann das denn funktionieren? Und wie kam es überhaupt zu dem plötzlichen Aus?

Von Alessa Preuße

Foto: AleXXw – CC BY-SA 3.0 AT

Dieter Bohlen hört auf! Diese Schocknachricht vom 11. März musste erstmal verdaut werden. Erst Angie, dann Jogi und jetzt auch noch Dieter? Dieses Jahr kann offiziell nicht mehr schlimmer werden. Zu Beginn heißt es laut RTL lapidar, Dieter Bohlen höre nach fast 20 Jahren als Juror bei den zwei bekannten Castingshows „Deutschland sucht den Superstar“, kurz DSDS, und „Das Supertalent“ auf. Kurz darauf ist seitens der Medien von einem Rauswurf die Rede. Auch der langjährige „Das Supertalent“-Juror Bruce Darnell muss angeblich seinen Stuhl neben dem Chefjuror abgeben. Dass die Jury bei DSDS und „Das Supertalent“ jedes Jahr aufs Neue ausgewechselt wird, ist zwar nichts Neues, doch stets war darauf Verlass, dass Bohlen wieder auf seinem Platz sitzen, Sprüche klopfen und seine unverblümte Meinung verkünden wird. Sein Urteil war Gesetz. Seine Meinung war von den Kandidat*innen stets am meisten gefürchtet – die Euphorie dafür umso größer, wenn sie von Bohlen ein Lob bekamen.

Warum der plötzliche Rauswurf?

Momentan wird bereits die 18. Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ auf RTL ausgestrahlt. Doch auch eine altbewährte Sendung wie DSDS muss profitabel sein: Für einen privaten TV-Sender zählen am Ende des Casting-Abends einzig und allein die Zuschauerzahlen – gerade wenn es um eine Samstagabendshow in der Primetime geht. Sinkende Einschaltquoten waren laut RTL der offizielle Grund dafür, den Vertrag von Bohlen nicht weiter zu verlängern. Darüber, was hinter den Kulissen vorgefallen sein könnte, kann im Moment nur spekuliert werden.

Verliert eine Sendung zunehmend seine Zuschauer*innen, wird diese entweder abgesetzt oder man tauscht den Mann an der Spitze aus. Das ist jedenfalls leichter, als gleich das ganze Konzept einer Sendung auf den Kopf zu stellen. Diese Maßnahme kennen wir bereits aus dem Fußball: Versagt die Mannschaft, wird nicht das Team, sondern der Trainer ausgewechselt. Wenn es schlecht läuft, ist das nun mal der Kopf, der wohl oder übel als Erstes rollen muss. Allerdings hätte das im Fall von Bohlen wohl kaum einer für möglich gehalten. Es gibt heute nur noch wenige Sendungsformate, deren Kultstatus so stark vom „Front-Man“ geprägt ist. So wird Günther Jauch mutmaßlich seiner Ehefrau am Küchentisch immer Auswahloptionen von a) bis d) stellen. Und dann wäre da noch Kai Pflaume, der regelmäßig wildfremde Kinder zum Duell herausfordert. Aber sonst? TV-Gesichter kommen und gehen… Doch wenn es nur eine Person gäbe, die bis zum bitteren Ende bliebe, so glaubte man, dann wäre es ganz sicher Bohlen bei DSDS gewesen. Er ist für Generationen von Teenies das Gesicht, das für die beiden Castingshows, insbesondere für DSDS, steht. Da fragt man sich doch zu Recht: DSDS ohne Dieter – kann das überhaupt funktionieren?

Das sagen die Gewinner von DSDS

Noch bevor sich Bohlen selbst zu dem Rauswurf äußerte, meldeten sich bereits viele Promis zu Wort, um sich hinter Bohlen zu stellen. Darunter auch Pietro Lombardi, der 2011 die 8. Staffel von DSDS gewann und einige Jahre später neben seinem Mentor in der Jury saß. In einem Instagram-Post [HR1] äußerte er sich als Erster zu den Vorkommnissen und bedankt sich bei Bohlen für die gemeinsame Zeit: „Ich danke dir von Herzen für all die lustigen und schönen Momente, die wir erlebt haben. Es war mir eine Ehre!“. Neben Lombardi äußern sich auch die DSDS-Gewinner Prince Damian und Luca Hänni zu dem Aus des Pop-Titans. Hänni postete dazu auf Instagram: „Ich erinnere mich gern an meine ‚DSDS‘-Zeit mit Dieter zurück und bin ihm natürlich auch dankbar dafür.“ Und auch Oliver Pocher, der wie Bohlen für seine Schlagfertigkeit bekannt ist, bedauert den Rauswurf: „Wir freuen uns ja eigentlich immer, wenn er den einen oder anderen Kandidaten, der nicht singen kann, so richtig schön auseinandernimmt. Wer ist jetzt noch da, um den Sängern das zu sagen, was man wirklich sagen müsste?“. Es ist anzunehmen, dass DSDS gerade wegen dieser gnadenlosen Ehrlichkeit Bohlens über Jahre hinweg so erfolgreich war. Doch der große Erfolg vergangener Zeiten schützte ihn nicht vor dem Rauswurf.

Kommentare wie: „Du hast schwach angefangen und stark nachgelassen.“, und „Das einzig Positive, was mir zu deiner Performance einfällt, ist: Was man nicht kann, kann man auch nicht verlernen!“, oder der wohl bekannteste Spruch: „Was ist der Unterschied zwischen dir und einem Eimer Schei**?“, sind nur einige der Beispiele dafür, wie Bohlen den Gesang so mancher Kandidaten beurteilte. Seine Urteile, die zumindest zu Beginn noch für viel Aufregung bei den Zuschauern sorgten, wurden mit der Zeit Kult und von DSDS-Fans einfach nicht mehr wegzudenken – obwohl sie häufig unter der Gürtellinie waren.

Gottschalk vs. Bohlen

Da sich Bohlen für die beiden Liveshows, sprich Halbfinale und Finale der 18. Staffel, krankgemeldet hat, sprang kurzfristig der ehemalige „Wetten, dass…?“-Moderator Thomas Gottschalk als Juror für ihn ein. Im Halbfinale wird es offensichtlich: RTL rechnet in der Sendung mit Dieter Bohlen ab. Gleich zu Beginn wurde Gottschalk im Halbfinale vom DSDS-Moderator Oliver Geissen mit: „Hier ist der Titan, hier ist Thomas Gottschalk!“, angekündigt. Eine offensichtliche Provokation in Richtung Bohlen, da dieser als Pop-Titan für gewöhnlich allein Anspruch auf den Titel hat. Und auch Gottschalk stichelte während der Show immer wieder gegen Bohlen: „Auch Titanen können stürzen – und das ist dem Dieter passiert.“ Dafür und für seinen Auftritt im Allgemeinen erntet Gottschalk unter anderem auf Twitter viel Kritik von den DSDS-Fans: „Die 90er haben angerufen und wollen ihre Primetime-Show zurück“ und „Schnell nochmal RTL einschalten. Da läuft gerade die letzte Staffel von DSDS. Nach der Nummer wird es wohl kaum eine Fortsetzung geben“. Oft heißt es auch: „Thomas Gottschalk labert DSDS kaputt“. Denn anstatt die Kandidat*innen zu bewerten, verwickelt Gottschalk diese lieber in ein Gespräch: „Ich bin hier, um ihnen [den Kandidat*innen] Mut zu machen und ihnen zu erklären, was auf sie zukommt“. Doch die Fans scheinen sich einig zu sein und kommen in den Kommentaren zu dem Schluss: „Die Sendung steht und fällt einfach mit Dieter Bohlen. Egal ob man ihn mag oder nicht“.

Überraschende Wendung?

Ob DSDS wieder zu dem Ruhm der frühen 2000er-Jahre finden kann, bleibt weiterhin abzuwarten. Fest steht zumindest für den Sender RTL, dass mit dem Rauswurf von Bohlen auch ein neues und moderneres Konzept her soll, um die Einschaltquoten wieder zu steigern. Wie dieses Konzept genau aussehen wird, ist allerdings noch nicht bekannt. Die interessantere Frage scheint viel mehr zu sein, wer in der kommenden Staffel in die Fußstapfen des Pop-Titans treten wird. Ob der neue Juror sowohl bei DSDS als auch bei „Das Supertalent“ dabei sein wird, ist ebenfalls noch nicht klar. Gottschalk wird es nach der vernichtenden Kritik in beiden Fällen wohl kaum…

Überraschenderweise meldete sich Bohlen, der sich die erste Zeit nicht zu seinem Rauswurf geäußert hat, erstmals kurzerhand vor dem Halbfinale via Instagram zu Wort und verkündet, er sei „sehr zufrieden mit der Situation“ und habe „super viele Angebote bekommen“. Jetzt können seine Fans aufatmen, denn Bohlen versichert ihnen mit einem breiten Grinsen im Gesicht: „Ich plane Großes! Ihr werdet von mir hören.“ So krank, wie vorerst angekündigt, schien Bohlen zu dem Zeitpunkt auch nicht mehr zu sein. Fest steht auf jeden Fall, dass die schlagfertigen und frechen Spitzen von Dieter Bohlen – obwohl man es vielleicht ungern zugeben mag – im nächsten Jahr fehlen werden.


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