„Meine erste Hausarbeit? Hab ich verkackt!“

Als Kind wollte Rebekka Kreling Pferderomane schreiben. Heute schreibt sie Aufsätze über die Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken. Bis auf ihren alten MSN-Namen gibt die frischgebackene IfP-Dozentin aber selbst nur wenig über sich im Netz Preis. Ein Gespräch über Textnachrichten mit „xD“, Voltigieren und die Liebe zu Wien.

Von Henrik Rampe

Steigen wir mal ein mit „This or That“: Kaiserschmarrn oder Brezeln mit Spundekäs? 
Brezeln mit Spundekäs. Aber das ist ein enges Rennen. 

Die Frage kommt noch nicht von ungefähr. Sie haben in Mainz am IfP studiert, aber zuletzt in Wien gelebt und gearbeitet…
Und meine Wien-Liebe ist ungebrochen. Ich habe dort mein Erasmus-Semester gemacht und bin dann wieder in die Stadt zurück, um als Fundraiserin an der Wirtschaftsuniversität Wien zu arbeiten. 
Ich weiß gar nicht warum, aber die Stadt lässt mich nicht los. Ich habe mich einfach von Anfang an wohl gefühlt. Wien ist jung und vielfältig. Ich habe auch mal gelesen, dass Wien bereits seit vielen Jahren eine gendergerechte Städteplanung verfolgt hat. Vielleicht hat meine Zuneigung auch damit zu tun. 

Foto: Alicia Ernst

Wie kommt es, dass Sie jetzt wieder zurück in Mainz sind? 
Im Laufe meiner Masterarbeit hat ein Gedanke konkrete Formen angenommen: Ich habe Bock auf Wissenschaft und ich möchte mich noch intensiver mit publizistischen Themen beschäftigen. Lange Zeit hatte ich vor diesem Schritt Respekt. Auch weil ich gedacht habe, dass nur Genies promovieren. Dass es direkt mit einer Stelle am IfP, meiner alten Heimat, geklappt hat, ist natürlich umso schöner.

Was war denn Ihr Berufswunsch als Kind? 
Sängerin war mal ein Traum von mir. Tierärztin fand ich cool, bis ich gemerkt habe, dass man da ja auch Tiere einschläfern muss. Es gab auch eine frühe Phase, da wollte ich Autorin werden. Am Ende ist das jetzt ein Stück weit mein Beruf –nur dass ich keine Pferderomane schreibe, sondern wissenschaftliche Aufsätze.

Jetzt wo Sie zurück in Mainz sind, hätten wir Sie gerne nach Kneipen-Empfehlung gefragt. Aber es ist aktuell nicht die beste Zeit dafür. Deshalb Corona-konform: Was ist denn Ihre Lieblings-Spazierroute?
Ich wohne jetzt in der Oberstadt. Da mag ich die Route über den Drususwall weiter bis zu den Flamingos in den Stadtpark und dann über die Zitadelle wieder zurück. Und auch ein Abstecher zum Rheinufer lohnt sich natürlich immer.

Welches Buch, Fachliteratur ausgeschlossen, liegt bei Ihnen gerade auf dem Nachttisch? 
Aktuell warte ich noch, was mir mein kleiner, privater Buchclub empfiehlt. Zusammen mit zwei guten Freundinnen legen wir uns immer auf ein Buch fest. Wir lesen das dann gemeinsam, brauchen meistens alle deutlich länger als wir vorher vereinbart hatten und tauschen uns anschließend nochmal darüber aus. Und dann geben wir unser Buchexemplar mit einer persönlichen Widmung an die anderen weiter. 

Und was wurde im Buchclub zuletzt gelesen?
Wir sind sehr sprunghaft, was die Genres angeht. „Untenrum frei“ von Margarete Stokowski und „Sprache und Sein“ von Kübra Gümüsay waren Sachbücher, über die wir uns zuletzt ausgetauscht haben. Ich habe aber auch gerade „City of Girls“ zur Seite gelegt. Das ist ein Liebesroman von Elizabeth Gilbert – was entspanntes zum Runterkommen.

Ihre Masterarbeit und Ihr erstes Paper dreht sich um die Selbstdarstellung auf sozialen Netzwerkseiten. Über Sie selbst ist allerdings nur wenig im Netz zu finden: Ist das schlecht recherchiert oder geben Sie einfach wenig von sich Preis?
Ich finde es ganz gut, wenn nicht jeder sofort über mein Instagram- oder Facebook-Profil stolpert. Es gibt mich in den sozialen Netzwerken, allerdings mit privaten Accounts und nicht unter meinem Klarnamen. 

Wer genau sucht, findet online noch ihren alten MSN-Namen „volti_bekki“…
Ohje, das ist noch von 2008. Aber volti_bekki liegt hinter mir, damals habe ich Textnachrichten auch noch erschreckend oft mit „xD“ beendet. 

Und Voltigieren? 
Liegt ebenfalls hinter mir. Den Sport habe ich zehn Jahre lang mit sehr viel Herzblut gemacht. Allerdings war dann nach dem Abitur Schluss. Mit vielen Freundinnen von damals habe ich aber heute noch engen Kontakt. Voltigieren ist ein Teamsport. Wenn man zu dritt auf dem Pferd balanciert und bei der Kür Halteübungen macht, erfordert das viel Vertrauen in das Pferd, aber auch in die Kolleginnen. Ich glaube, das habe ich in den Reithallen gelernt: Teamfähigkeit und Aufgaben zusammen zu meistern.

Die Stelle am IfP ist auch eine Reise zurück in die Vergangenheit. Wie sind Sie im IfP-Team aufgenommen worden? 
Ich bin rundum zufrieden. Es ist ein schönes Wiedersehen. Mit Marlene Schaaf, Daniel Stegmann und Luisa Gehle sind gleich drei Leute aus meinem Masterjahrgang heute im Kolleg*innenteam. Wir tauschen uns nicht nur beruflich aus, sondern auch privat. Und auch mit der Arbeit am DFG-Projekt geht es voran, da werde ich von allen Seiten unterstützt.


Worum geht es in dem Forschungsprojekt? 
Das ist eine Längsschnitt-Studie, in der wir untersuchen, welche kurzfristigen und langfristigen Effekte Unterhaltungsmedien auf das Wohlbefinden haben. Gerade bereiten wir das Messinstrument vor, um im Herbst ins Feld gehen zu können. Das ist momentan mein beruflicher Fokus, Seminare gebe ich erst ab dem Wintersemester. 

Aus Ihrer Zeit als Studentin: Welches Publizistik-Seminar hat bei Ihnen bleibenden Eindruck hinterlassen?
Das war gleich im ersten Semester „Begriffe und Theorien“. Das ist ein sehr gutes Seminar, um die Publizistikwissenschaft kennenzulernen. Allerdings habe ich meine allererste Hausarbeit total verkackt. Ich hatte keine Ahnung wie das geht: wissenschaftliches Schreiben. Im Master fand ich dann das Seminar „Ausgewählte Fragen der digitalen Kommunikation“ bei Leonard Reinecke ziemlich spannend – was ja auch ganz passend ist. Leonard Reinecke ist jetzt nämlich mein Chef am Lehrstuhl Medienwirkung und Medienpsychologie.

Pandemiebedingt waren Sie noch nicht so oft am neuen Arbeitsplatz im GFG. Gibt es denn schon Pläne, wie das Büro eingerichtet werden soll? 
Mit vielen Pflanzen. Wie genau, das überlasse ich aber wohl besser meiner Zimmerkollegin Alicia Gilbert. Die hat den grünen Daumen.

Vielen Dank für das nette Interview!


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