Junge Anleger*innen strömen an die Börse – Vorbote einer neuen „Generation Aktie“?

Viele junge Menschen sind im Zuge der Pandemie zu Aktionären geworden und ritten seit den Tiefstkursen im ersten Coronajahr auf der Welle des Erfolgs. Die Zahlen des Deutschen Aktieninstituts weisen auf deutliche Zuwächse von Anteilseigner*innen hin, markierten 2020 sogar den höchsten Stand seit fast 20 Jahren. Welche Gründe für das neu entfachte Interesse angeführt werden können und was man bei einer Anlage am Kapitalmarkt beachten sollte, erfahrt ihr hier!

Von Felix Bernhard

Was treibt die neue Begeisterung für die Börse an?

Viele Menschen haben mittlerweile begriffen, dass das Sparbuch in Zeiten historisch niedriger Zinsen nicht mehr unbedingt die erste Wahl ist, denn wer sein Geld verleiht, der möchte auch etwas dafür bekommen. Um den mageren Renditen für klassische Produkte zu entgehen und die stark steigenden Preise beim Einkauf (Inflation) zu kompensieren, steigt das private Engagement in Sachen Geldanlage. Auch die finanzielle Absicherung im Alter spielt hierbei eine äußerst wichtige Rolle: Wer sich im Alter nicht auf die gesetzliche Rente verlassen kann oder möchte, der muss angesichts der demografischen Gegebenheiten über Alternativen für das Ersparte nachdenken. 

In der mittlerweile mehr als zwei Jahre vorherrschenden Pandemie, in der Restaurant- oder Kinobesuche, aber auch Reisen dem Virus zum Opfer fielen und der Geldbeutel deutlich dicker wurde, konnte ein zunehmendes Interesse am Börsengeschehen verzeichnet werden. Dieser Umstand mag auch darin begründet sein, dass die wichtigsten Börsenbarometer rund um den Globus seit dem pandemiebedingten Einbruch 2020 allesamt atemberaubende Aufholjagden hinlegten. Nach erheblichen Kursrückgängen zu Beginn des neuen Jahres jedoch ist die grenzenlose Euphorie für viele Neulinge an der Börse vorerst Geschichte. Sie erleben nun die Bandbreite an Gefühlen, welche das Auf und Ab der Kurse für unerfahrene Aktionär*innen bereithält.  

TradeRepublic und Co. – Wegbereiter einer neuen Ära?!

Auch die sogenannten „NeoBroker“, wie etwa TradeRepublic oder Scalable Capital, tragen dazu bei, dass die Geldanlage über Wertpapiere zunehmend in die Mitte der Gesellschaft rückt. Sie ermöglichen einen günstigen und einfachen Einstieg am Aktienmarkt. Nie zuvor ist es für Privatleute so leicht gewesen, Transaktionen durchzuführen und Geld zu investieren. Natürlich hat die schöne neue Welt auch Schattenseiten. Kritiker*innen bemängeln neben fehlender finanzieller Bildung der Gesellschaft auch die „Gamifizierung“ der Geldanlage durch die neuartigen Finanzapps. 

Das Interesse wird jedoch nicht nur durch die neuen Möglichkeiten des digitalen Zugangs beflügelt. Soziale Plattformen wie Reddit, YouTube und Instagram stellen eine große Fülle von Content rund um die Themen Börse, Aktien und Investieren zur Verfügung. Außerdem gilt der Aktienmarkt nach den jüngsten Ereignissen rund um WallStreetBets und Gamestop als etwas Aufregendes und löst bei einigen Anlegenden das Gefühl aus, Teil einer größeren Bewegung zu sein.

Langfristige Anlage statt Zockerei – was Neulinge beachten sollten

Der Handel mit Aktien sollte keineswegs als Lizenz zum Gelddrucken angesehen werden. Grundlage für ein erfolgreiches Investment am Aktienmarkt sind neben einem ausreichend langen Zeithorizont (zehn Jahre und mehr) auch ein breit gefächertes Portfolio und eine gewisse Risikoneigung. Wer also perspektivisch auf einen gewissen Teil seines Vermögens verzichten kann und die Anlage auf breite Beine stellt, wird im Regelfall in der Lage sein, angemessene Renditen zu erwirtschaften. Wem die Zeit, das Interesse oder auch die nötige Kompetenz fehlen, um die Geldanlage in die eigenen Hände zu nehmen, kann sich von einem Beratenden der Hausbank weiterhelfen lassen. Wer außerdem in unruhigen Zeiten Schwierigkeiten damit hat, die Nerven zu behalten, sollte es mit dem Altmeister der Börse, André Kostolany, halten:

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Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich

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