Nur noch ein einziges Mal – oder doch besser nie wieder?

Mit ihrem Roman „Nur noch ein einziges Mal“ überrascht die amerikanische Autorin Colleen Hoover mit einer Geschichte, die Herzen brechen lässt, Tränenbäche erzeugt und auf das Thema häusliche Gewalt aufmerksam macht.

Von Kira Gass

Lily Bloom ist das, was man gerne sein möchte, wenn man irgendwann erwachsen ist: Sie führt ihren eigenen Blumenladen in Boston, hat ein tolles Verhältnis zu ihrer Mutter und findet in dem attraktiven Neurochirurgen Ryle Kincaid die ganz große Liebe. Er lässt sie ihre schwere Kindheit vergessen, die geprägt wurde durch einen gewalttätigen Vater. Und auch Lily’s erste Liebe Atlas, den sie als junges Mädchen kennenlernte und der gewaltsam aus ihrem Leben gerissen wurde, gerät in den Hintergrund. Auch Ryle leidet an einem traumatischen Ereignis aus seiner Vergangenheit. Als er Lily gegenüber die Hand erhebt, ist sie bereit, ihm trotzdem zu verzeihen. Doch als ihre Jugendliebe Atlas Corrigan überraschend wieder in ihr Leben tritt, weckt dies Ryle’s Eifersucht. Es entsteht eine Spirale aus Gewalt und Schuldgefühlen, die es Lily immer schwerer macht, sich ihm zu entziehen.

„Du kannst jetzt aufhören zu schwimmen, Lily. Wir sind endlich angekommen.“

Nur noch ein einziges Mal, S.400
Bild: Kira Gass

Die deutsche Ausgabe erschien bereits 2017. Die Nachricht, dass CoHo (wie die Autorin von ihren Fans genannt wird) erst kürzlich den Folgeband „Nur noch einmal und für immer“ veröffentlichte, machte mich neugierig auf Band eins. Kritiken über „Nur noch ein einziges Mal“ fielen in der Vergangenheit zusätzlich gut aus. Verständlich, denn einmal mit dem Lesen begonnen, fiel es mir sehr schwer, dieses Buch aus der Hand zu legen. Die Protagonist*innen sind nicht nur unfassbar greifbar, ihre Handlungen sind auch nachvollziehbar und menschlich. Bei einem Buch, dass das Thema häusliche Gewalt behandelt, auf jeden Fall ein Aspekt, den ich als Leserin und auch persönlich als sehr wichtig empfinde.  

Wie eine dunkle Wolke überschattet es die Geschichte. Man fragt sich ständig, wann Ryle wieder die Fassung verliert, ob er sich auch wirklich bessert, wenn er es verspricht und ob Lily sich retten kann, bevor es zu spät ist. Ich weine selten bei einem Buch, doch Colleen Hoover lässt niemanden kalt!

Dabei ist es nicht vorrangig die emotionale Achterbahnfahrt, die mich als Leserin so mitgenommen hat, sondern das Wissen, dass viele Frauen und Männer das gleiche Schicksal teilen. Es ist für Außenstehende oft unbegreiflich, wieso jemand an einer ungesunden Partnerschaft festhält. Die Autorin zeigt hier verständliche Erklärungen auf, ohne dabei Gewalt in jeglicher Hinsicht zu rechtfertigen.

Colleen Hoover selbst musste in ihrer Kindheit mitansehen, wie ihr Vater gegenüber ihrer Mutter gewalttätig wurde. Ihre Mutter war es allerdings auch, die sich aus der Gewalt befreite, um ihren Kindern traumatisierende Erfahrungen mit dem eigenen Vater zu ersparen. Genau das macht das Buch so einzigartig und zu einem absoluten Jahreshighlight für mich. Kitschig und romantisch kann jeder Roman. Aber ernsthafte Probleme thematisieren und sie für jeden zugänglich zu machen, das erreichen nur die wenigsten Autor*innen in ihren Geschichten. Deshalb gibt es von mir 5/5 Sterne und ein gebrochenes Herz als Extra dazu.


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