PragerU

Wer auf den Namen Prager University stößt, könnte meinen, dass es sich hier um eine Universität der tschechischen Hauptstadt handelt. PragerU, so treten Sie in der Öffentlichkeit auf, ist jedoch eine rechtskonservative Organisation aus den Vereinigten Staaten. Was machen sie? Woher kommen sie und was sind ihre Ziele? Eine Analyse.

Bild: Hannah Young
Von Robin Mueller

Prager University (PragerU) ist eine US-amerikanische Non-Profit-Organisation, die 2010 von dem Autor und Radiomoderator Dennis Prager und dem Drehbuchautor Allen Estrin gegründet wurde.

Doch was steckt hinter PragerU?  Schaut man sich die Webseite des Unternehmens an, fällt einem sofort die moderne Gestaltung ins Auge. Außerdem ziehen die Clips im Hintergrund die Aufmerksamkeit auf sich, es gibt ständig neue Impressionen. Ähnlich wie bei den gängigen Streaming-Plattformen werden den Benutzer*innen direkt einige Kategorien vorgeschlagen. In diesen Kategorien kann man sich das Format aussuchen, welches am ansprechendsten klingt. Hier werden mal längere, mal kürzere Videos hochgeladen, die sich mit komplexen Fragen auseinandersetzen. Themen sind hier beispielsweise der Klimawandel, der nicht existiere, beziehungsweise bei weitem nicht so schlimm sei, wie in den Medien erzählt wird, dass Faschismus eine linke Ideologie sei oder, dass Polizeigewalt gegen schwarze Menschen nicht existiere. Hier sollten bei den Nutzer*innen schon die Alarmglocken läuten und es stellt sich die Frage: Was will PragerU mit diesen Aussagen bewirken?

Die Antwort darauf ist simpel. Das Unternehmen möchte mit seinen Ansichten junge Leute, genauer gesagt die Generation Z, also überwiegend Menschen die zwischen 1997 und 2012 geboren sind, mit ins Boot holen. Laut Craig Strazzeri, seines Zeichens Marketingchef bei PragerU, „haben in den USA das Bildungssystem und die Massenmedien nur eine Weltansicht und die ist links.(…) Und jetzt merken sie, dass vielleicht nicht alles stimmt, was man Ihnen erzählt hat“.

Eine Hand wäscht die andere

Unterstützt wird die Organisation von einigen finanzstarken Investoren. Zum einen handelt es sich dabei um die Wilks-Familie, eine Milliardärs Familie, deren Unternehmen eine wichtige Rolle in der amerikanischen Erdölindustrie spielt. Ein interessanter Nebenaspekt ist hierbei auch, dass zwei Familienmitglieder im Vorstand der Prager University sitzen. Außerdem werden Sie von der „Lynde and Harry Bradley Foundation“ gesponsert, eine Wohltätigkeitsorganisation, die den amerikanischen Exzeptionalismus vertritt. Darunter versteht man, dass die USA eine Sonderstellung gegenüber allen anderen Nationen habe.

Als letzter Sponsor ist der „Donors Trust“ zu nennen. Es handelt sich dabei um einen amerikanischen Fond, der aus anonymen Spendern besteht, der in Amerika unter Experten auch als „dark money ATM of the right“ bekannt ist. Der „Donors Trust“ weist außerdem Verbindungen zur Alt-Right-Bewegung auf. Diese vertritt Ideologien am politisch rechten Rand der USA, die rassistische, islamfeindliche und antisemitische Ansichten teilen.

Big Tech gegen PragerU

Für Aufsehen sorgten die Inhalte von PragerU auch, weil YouTube und auch andere Plattformen versuchen, sich von der Organisation zu distanzieren, in dem YouTube beispielsweise deren Videos im Algorithmus nicht beachtet. Dies hat zur Folge, dass die Videos den Nutzer*innen nicht vorgeschlagen werden, sondern sie aktiv danach suchen müssen. Außerdem werden die Videos auf der Plattform entmonetarisiert, vor den Videos wird also keine Werbung geschaltet und PragerU kann dadurch keine Werbegelder einnehmen.

Interessant ist, dass bei YouTube beispielsweise das Video zum Thema Klimawandel mit einem Faktencheck abgespielt wird, es erscheint eine kleine Box mit dem Wikipedia-Artikel zum Thema, um darauf aufmerksam zu machen, dass im Video offensichtlich Fake-News verbreitet werden. 

Doch nicht nur die Beziehung zwischen der Organisation und YouTube ist angespannt, auch Twitter und Spotify lehnen PragerU als Werbepartner ab und zeigen deren Tweets, beziehungsweise bieten deren Podcast, nicht an. PragerU sah dies als Zensur an, doch die Plattformen verteidigten ihre Entscheidung damit, dass man auf ihren Plattform nur das anbietet, was man auch vertreten kann.

Außen hui, innen pfui

Schaut man sich die Videos von PragerU an, fällt einem sofort die professionelle Aufmachung eben dieser auf. Viele Grafiken, Statistiken und Zahlen erwecken den Anschein von Wissenschaftlichkeit, doch auch hier bröckelt die Fassade, bevor sie richtig aufgebaut wurde. Gut erkennen lässt sich das beispielsweise am Video „Climate Change: What Do Scientists Say?“ vom 18. April 2016.

Schon beim Aufrufen des Clips ploppt über der Videobeschreibung ein Infokasten auf, der zum Wikipedia-Artikel über den Klimawandel führt. Diese Verlinkung kommt von YouTube selbst, um hier auf die Verbreitung von Fake-News aufmerksam zu machen. Passend zu diesem Vorwurf ist auch der Moderator des Videos. In rund fünf Minuten erklärt der US-amerikanische Atmosphärenphysiker und bekennender Klimaskeptiker Richard Lindzen den Klimawandel. In dem rund fünfminütigen Video spricht er darüber, dass der Klimawandel durch die Sonne, die Wolken, Ozeane, die Orbitalvariationen der Erde sowie eine Vielzahl anderer Einflüsse verursacht werden, die aber noch nicht erforscht seien. Er sagt aber deutlich, dass die menschgemachten CO2-Emissionen auf keinen Fall einen Einfluss auf den Klimawandel haben. Dieses Vorgehen zieht sich wie ein roter Faden durch die Argumentationsstrukturen der Videos.

Prager Usozial

Aber nicht nur wissenschaftliche Themen werden von PragerU angesprochen, auch gesellschaftliche Themen sind immer wieder in den Videos der Organisation zu finden. So wird beispielsweise das Thema Transsexualität immer wieder angesprochen. In einem YouTube-Live-Stream Mitte April zeigt die Moderatorin einen TikTok-Account einer Transfrau, die die Follower*innen auf ihre Reise mitnimmt. Die Moderatorin spricht in dem Video darüber, dass das alles nicht normal sei und mit den Geschlechterrollen nicht vereinbar sei. Niemand könne sein Geschlecht ändern, wenn er so wünscht. Man sei entweder Mann oder Frau. Außerdem unterstellt sie der TikTokerin, sie mache diese Verwandlung vom Mann zur Frau nur, um berühmt zu werden und schnell Follower*innen zu bekommen.

Außerdem wirft PragerU anderen Nachrichtenkanälen Falschmeldungen vor beziehungsweise unterstellt ihnen, dass sie Dinge berichten, die nicht stimmen. Das alles wird so dargestellt, dass selbst die Videos, die für Kinder konzipiert wurden, manipulierend wirken und versuchen selbst den Jüngsten schon ein sehr konservatives bis rechtes Gedankengut einzupflanzen.

Bilanzierend lässt sich über die Organisation PragerU sagen, dass deren Inhalte und die Verbreitung dieser, eine Gefahr für heranwachsende Generationen darstellen können, wenn diese ungefiltert, ohne Einordnung und entsprechendes Hinterfragen konsumiert werden. Mit ihren lustigen, bunten Filmchen treffen Sie genau den Ton, der Kinder und Jugendliche ansprechen soll. So können Sie Ihre rechtskonservativen Ansichten unauffällig an nachfolgende Generationen weitergeben. Umso wichtiger ist es also, dass solche Inhalte gekennzeichnet, eingeordnet und auf verbotene Inhalte sowie Fake News geprüft werden. Denn Ziel einer solchen Organisation wie PragerU ist es, ihre problematischen Ansichten und Ideologien zu verbreiten und damit noch mehr Hass in der Gesellschaft zu säen.


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