Fast 100 Polizei Twitter-Profile wurden auf ihre Inhalte und Resonanz geprüft. Katzenvideos haben im Internet ja schon immer gut funktioniert, also warum nicht auch auf den Twitter-Profilen der Polizeiwachen?
acai – all cops are infuencers
Denn genauso wie für uns Social Media zur absoluten Normalität gehört und Wirtschaftsunternehmen große Kampagnen schalten, sind Twitter, Facebook und co. auch bei der Polizei nützliche Tools der Öffentlichkeitsarbeit. Besonders beliebt zeigt sich hierbei Twitter, das sich aufgrund seiner Funktion besonders gut für kurze Updates eignet. Seit Anfang 2016 nutzen immer mehr Polizeien den Kurznachrichtendienst. Dabei hat sich dieser in Fällen von Täter- oder Vermisstenfahndung als sehr erfolgreich herausgestellt. Doch vor allem in Ausnahmesituationen wie den Terroranschlägen am Münchener Flughafen oder auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin konnte die Polizei durch Twitter und Facebook Echtzeit-Updates streuen, die Menschen warnen und informieren.
Die Twitter-Profile der Polizeistellen unterscheiden sich recht stark voneinander. Immerhin gibt es keine bundesweite Regelung, wie Polizeiwachen mit ihren Social Media Profilen umgehen sollen. Es gibt lediglich innerhalb der großen Polizeiinspektionen eigene Social-Media-Richtlinien. Man könnte sozusagen von Kulturhoheit der Polizeipräsidien sprechen. Trotzdem haben sich Polizisten an ihre Sorgfaltspflicht und ihre Pflicht, wahrheitsgemäß zu informieren, zu halten.
Die Münchner Polizei und ihre #Wiesnwache
Es ist bekannt: Das Internet hat eine ganz eigene Form der Kommunikation und wir sind gerade erst auf dem Weg zu etablieren, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist. Trolle sammeln sich in der Kommentarsektion, jeder duzt sich und Sarkasmus wird fließend gesprochen. Wie sieht es also aus, wenn die Polizei den Postillion retweetet, der am 1. April ankündigt, dass von nun an Notrufe kostenpflichtig werden und die Polizei unter dem #Haupstadtbullen postet? Auf die Frage eines Users, ob man denn Beamte nun mit „Bulle“ ansprechen dürfe, lautete die Antwort der Polizei Thüringen übrigens: Äh, nö.
Richtige Viralität und Berühmtheit im Netz, oder zumindest auf Twitter, hat die Polizei München während des Oktoberfests erreicht. Auch schon in den Jahren 2016 und 2017 twitterte die Polizei unter #Wiesnwache auf ironische und humoristische Art und Weise ihre Erlebnisse auf dem Volksfest. Für die meisten Menschen eine gute Öffentlichkeitsarbeit. Sie berichteten über vermisste Kinder, die mit ihren Eltern vereint sind, über Grabscher, die aus dem Festzelt entfernt wurden und über Polizisten ganz human im Pausenraum bei einer Brezel. Sie sind der Retter in der Not. Aus „Pietätsgründen“ hat die Polizei München Ende September 2018 allerdings die Updates von der #Wiesnwache beendet, da ein Mann dort an den Folgen einer Verletzung gestorben ist. Obwohl die Polizei München für ihren Twitter-Marathon von vielen Seiten gefeiert wurde, gab es auch die Kritik, denn auch Polizeibeamten sind in ihrer Kommunikation eigentlich zu Sachlichkeit und Neutralität verpflichtet.
Die Polizei und die Öffentlichkeit
Twitter und Facebook schaffen in vielen Fällen also eine neue Nähe zwischen Bürgern und Beamten. Früher hat uns die Polizei beim Durchlesen unserer Social Media Feeds schließlich keinen guten Rutsch ins neue Jahr gewünscht.
Und es gibt sicherlich viele gute Punkte: Die Hemmschwelle bei kritischen Situationen zur Polizei zu gehen, wird für manche Menschen bestimmt gesenkt, die Echtzeit-Updates direkt von der Polizei in Ausnahmesituationen können beruhigend auf Bürger wirken und die #Wiesnwache ist
tatsächlich ziemlich amüsant. Allerdings sind die Spielregeln im Internet noch immer anders als im realen Leben und die meisten Menschen werden wohl der Polizei nicht mit Sarkasmus und dem Du begegnen, auch wenn diese Grenzen verschwimmen könnten.