WENN ÄRZTE GEGEN DIE WAFFENLOBBY TWITTERN

Jedes Jahr kommen in den USA rund 15.000 Menschen durch Wafengewalt ums Leben. Jeden Tag behandeln US-Ärzte mehr als 300 Verletzte und deren Schusswunden. Unter dem Hashtag #stayinmylane schlossen sich zahlreiche Mediziner zusammen, um sich gegen den Gebrauch von Schusswafen und die Wafenlobby NRA zu wenden.

Bild: Rawpixel auf Unsplash
Von publizissimus

Die Wege von Ärzten und Wafenlobbyisten kreuzen
sich im Berufsalltag nur selten. Zu unterschiedlich ist auf dem ersten Blick das Aufgabengebiet des jeweils anderen. Doch es sind Ärzte, die täglich mit bekommen, welchen Schaden Wafen anrichten können. Mit einem Positionspapier machte die Ärztevereinigung „American College of Physicians” ihrem Unmut Luf. In einem Fachmagazin informierten die Mediziner über ihre tägliche Arbeit, bei der sie immer wieder schwer verletzten Schusswafen-Opfern das Leben retten oder Angehörige von Verstorbenen informieren müssen. Auch schlug die Organisation mehrere konkrete Maßnahmen vor, um Waffengewalt in den USA zu reduzieren. Neben Präventionsarbeit forderten die Ärzte etwa eine strengere Regulierung der Wafenkäufe. Der Verkauf von halbautomatischen Gewehren und Waffen mit großen Magazinen an Bürger sollte nach Ansicht der Organisation gänzlich verboten werden.

„Kümmert euch um euren Kram”


Die Reaktion der Gegenseite ließ nicht lange auf sich warten. Die US-amerikanische Wafenlobby NRA veröfentlichte einen Artikel auf ihrer Website, der das Thesenpapier der Ärztevereinigung kritisiert. Wenige Tage später
verbreitet die NRA diesen Artikel in einem Tweet, den sie mit den Worten „stay in your lane“ („Kümmert euch um euren Kram”) an ihre Gegner im Arztkittel richtete. Doch die Ärzte dachten nicht daran zu verstummen, sondern mischten sich weiter in die Debatte um Schusswaffen ein. Die spöttische Bemerkung „stay in your lane“ wurde schnell zum Bumerang. Auf Twitter bebilderten Mediziner ihre Berufserfahrung mit drastischen Fotos von blutverschmierten Operationstischen, großen Blutlachen auf dem Boden und roten Flecken auf den OP-Kleidern. „Ich kann kein Bild von einem Patienten machen, also ist hier
ein Selfe. So sieht es aus, wenn ich mich um meinen Kram kümmere“, twitterte ein Arzt ein Foto von seinen blutverschmierten OP-Kittel. Ein anderer Chirurg berichtet, dass er bereits Kinder behandelte, die mit Schusswunden am Kopf eingeliefert wurden. Genau diese Erfahrungen ihres Berufsalltag wollen Ärzte teilen, so schrecklich die Erlebnisse aus sind. Zum gemeinsamen Hashtag der Schockfotos wurde #stayinmylane.

Waffengesetze scheinen unverrückbar


Der Twitter-Gegenwind hat den Bekanntheitsgrad der US-Wafenlobby NRA (ausgeschrieben: National Rife Association) nochmals weiter gesteigert. Ein unbeschriebenes Blatt war die Vereinigung aber auch vorher nicht. So legte die NRA in der Vergangenheit den Gesetzgebern mehrfach nahe, Lehrer zu bewaffnen, um Schüler im Falle eines bewaffneten Amoklaufs zu schützen. Ebenso machte sie Schlagzeilen als sie die politische Linke als „gottlos und gefährlich” bezeichnete. Obwohl es viele Befürworter für reformierte Wafengesetze gibt, scheint es im traditionsbewussten Land jenseits des Atlantiks im Moment unwahrscheinlich zu sein, dass sich die Politik mit diesem Bereich der Gesetzgebung auseinandersetzen wird. Nicht nur befndet sich die politische Landschaf der USA aktuell in einer Krise, welche wohl nicht zuletzt auch durch den derzeitigen Präsidenten bedingt ist, die Wafenindustrie und die Waffenlobby sind auch heute noch derart mächtig und finanzstark, dass in absehbarer Zeit keine Veränderungen zu erwarten sind.


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