„Ich bin ein Kirsch-Bananen-Saft!“

Vanessa Zauner packt im IfP mindestens genau so viel an wie im heimischen Pferdestall. Egal, ob im Studienbüro, in ihren Seminaren oder bei der Absolventenfeier, überall verbreitet sie positive Stimmung. Im Interview berichtet Sie über ihr Lieblingsgetränk, ihren skurilsten IfP-Moment und warum sie während ihrer Masterarbeit den Glauben an die Menschheit verlor.

Foto: Jonas Pospesch
Von Simon Imhof

Frau Zauner, herzlichen Glückwunsch zum Publizissimus-Preis! Hätten Sie mit dieser Ehrung gerechnet?

Nein, ehrlich gesagt nicht. Wir haben hier so viele tolle Kollegen, die viel leisten. Ich hatte das nicht so im Blick.

Mit dem Preis wollten wir insbesondere die offene und optimistische Art auszeichnen, mit der Sie im Studienbüro die Studierenden empfangen. Wie schaffen Sie es eigentlich, immer so gut drauf zu sein?

Ich glaube, ich habe das Glück einfach von Natur aus häufig gut gelaunt zu sein. (lacht) Natürlich ist hier auch manchmal die Tür zu, und ich grummel vor mich hin. Ich denke aber auch, dass ich ohne die positive Grundeinstellung in meinem Job im Studienbüro, aber auch in der Lehre, fehl am Platz wäre. Mir war immer klar, dass ich mich gerne mit Menschen beschäftige. So alleine im Büro versteckt am Schreibtisch sitzen, das wäre nichts für mich. Ich finde es auch einfach schön, Menschen helfen zu können. Und so eine gute Lehrevalutation oder die stolzen Gesichter der Eltern bei der Absolventenfeier, das gibt einem auch schon etwas zurück. Auch das Kolleginnenteam macht es mir sehr leicht, gute Laune zu haben.

Nun ist die Wissenschaft aber in erster Linie eine Arbeit am Schreibtisch. Mit Fachliteratur und Zahlen…

Bei mir stimmt das so halb. Ich habe eine 50-50 Stelle und verbringe die eine Hälfte meiner Arbeitszeit mit Forschung und Lehre, die andere Hälfte mit der Beratung der Studierenden. Das ist für mich super: Ich habe hier eine wissenschaftliche aber auch eine menschliche Komponente.

Über den Publizissimus in seinem schwarz-weißen Gewand erreicht man einige IfPler. Nutzen sie den Publizissimus mal als Sprachrohr: Was sollten die Studierenden im Umgang mit dem Studienbüro anders machen?

Viele haben ein recht verzerrtes Bild vom Studienbüro. Ich möchte diesen Hut nicht allen aufsetzen, aber manchmal wünsche ich mir, dass die Studierenden zumindest ein bisschen mehr eigene Lösungsversuche unternehmen. Man kann sich ja inzwischen echt einiges selbst zusammensuchen. Wenn man dann nicht weiterkommt, stehen wir natürlich gerne zur Verfügung. Also lautet die erste Eingebung: Google ist dein Freund? Ja, schon. Einige von den Fragen, die wir zehnmal am Tag bekommen, sind durch zwei Sekunden googeln zu beantworten. Die skurrilen, schwer lösbaren Fällen mit besonderen Fächerkombinationen oder Konstellationen sind ja aber auch für uns die interessantesten. Dann können wir wirklich helfen.

Als Dozentin des Seminars „Begriffe und Theorien“ landen jede Menge Hausarbeiten von Erstsemestler*innen auf ihrem Schreibtisch. Wir alle erinnern uns, was für gute aber auch weniger gute Einfälle wir für unsere erste Hausarbeit hatten. Haben Sie da ein Highlight?

Es kommt immer wieder mal vor, dass jemand mit einem Thema vor mir steht, über das meine Kollegen hier eine 400 Seiten Publikation schreiben könnten. (lacht) Meine Lieblingsarbeit war aus dem Medienwirkungsforschungskurs vom letzten Sommer. Da gings um die Nutzung von Klangschalen als Entspannungsmethode in der betriebsinternen Kommunikation. Das fand ich super!

Vom Büro ins Private: Bei den Ersti-Fahrten gibt es unglaublich beliebte Vorstellungsrunden. Jeder nennt zu seinem Namen ein Möbelstück, Fortbewegungsmittel und ein Getränk.

Ich bin Vanessa, und ich gebe offen zu: Ich bin ein Sofa und netflixe gerne. Außerdem bin ich ein Auto. Ich liebe mein Auto. Und… das könnte jetzt peinlich werden: aber ich glaube ich bin ein Kirsch-Bananen-Saft, der gute alte KiBa. Seit ich klein bin, könnte ich davon literweise trinken. Ich weiß nicht, warum mich das so fasziniert, aber KiBa geht immer. Zu jeder Tages- und Nachtzeit!

Aus welcher Ecke Deutschlands kommen Sie gebürtig?

Ich find es ja toll, dass man meinen Dialekt nicht mehr hört. Ich komme aus der Pfalz, aus Haßloch. Funfact: Das ist das Testdorf der Gesellschaft für Konsumforschung. Das wusste ich auch nicht bevor ich hierherkam, ist aber sehr interessant. Dort gibt es Produkte, die es fünf Kilometer weiter gar nicht gibt. Die werden dort getestet, bevor sie in den freien Verkauf kommen. Meine Eltern, die noch dort wohnen, sehen zum Beispiel auch Fernsehwerbung, die es sonst nirgendwo zu sehen gibt.

Seit Beginn ihres Studiums leben Sie nun hier in Mainz. Zieht es sie so gar nicht weg?

Ich glaub ich bin nicht so der Mensch, der ständig umziehen muss. Da bin ich eher der langweilige Typ, der gerne sesshaft ist. Ich brauche immer ein bisschen, um mich an größere Veränderungen in meinem privaten Umfeld zu gewöhnen.

Haben Sie also geplant hier länger zu bleiben?

Nein, das war tatsächlich doch eher Zufall. Das Stellenangebot hat mich damals ziemlich kalt erwischt. Das kam in der Zeit, in der ich meine Masterarbeit geschrieben habe. Wenn da plötzlich das Studienbüro anruft, ist erstmal Panik angesagt (lacht).

Panik ist ein gutes Stichwort. Ihre Masterarbeit haben Sie über Impfgegner geschrieben. Haben sie dabei nicht manchmal ein bisschen den Glauben an die Menschheit verloren?

Ja! Ich wusste davor überhaupt nicht, auf was ich mich einlasse. Oft fand ich es wirklich unglaublich, wie leicht es einigen Gruppen fällt, wissenschaftliche Argumente komplett zu ignorieren. Es ist ja gut, dass man eine kritische Haltung behält, hier war aber gar nichts mehr rational. Erklären warum die Leute so drauf sind, kann ich aber leider auch nicht.

In solchen Phasen ist es wichtig einen Ausgleich zu haben. Was ist das für Sie?

Ich habe befürchtet, dass diese Frage kommt (lacht). Ich erfülle leider das klassische Klischee: Mädchen und Pferde. Ich bin stolze Pferdebesitzerin. Das ist mein Ausgleich. Seit ich neun Jahre alt bin, war das immer wichtig für mich, quasi mein Steckenpferd. Ich würde sogar weitergehen und sagen, das bestimmt so ein bisschen alles was ich tue. Mein Pferd und auch die Kontakte im Stall, das ist so eine eigene kleine Welt, die von außen vielleicht auch schwer zu verstehen ist. Das bringt mich absolut runter, ich kann dort an gar nichts anderes denken. Die Pferde nutzen das auch schamlos aus, wenn man schlecht gelaunt ist, die merken das sofort. Man kann da überhaupt nicht mehr über die Arbeit oder den Typen, der einem eben noch die Vorfahrt genommen hat, nachdenken.

Sie schauen gerne Netflix. Gibt es eine Sendung, die sieden Lesern des Publizissimus empfehlen können?

Ich habe da keine schrägen Vorlieben. Was ich aber jedem empfehlen kann, der sich für Historisches interessiert und zumindest so ein Faible für englische Romantik hat, ist „Downton Abbey“. Das muss man aber mögen. „Dark“ fand ich auch sehr gut. Was man ansonsten auch mal gucken kann ist, „The end of the fucking world“. Eigentlich gucke ich aber am liebsten so Standard-Sitcoms, sowas wie „Big Bang Theory“ oder „Two and a Half Men“.

Auf der IfP-Website ist zu lesen, dass Sie während Ihres Studiums Teil der Computergruppe waren. Für die meisten Studierenden klingt das eher nach einer AG, die man Anfang der 2000er in der Grundschule belegen konnte. Was verbirgt sich dahinter?

Die Computergruppe ist ein Relikt aus sehr lang vergangener Zeit. (lacht) Früher gab’s im Institut ein paar ältere Kollegen, die – mal vorsichtig gesagt – etwas weniger geübt waren. Da gab es dann tatsächlich eine Hiwi-Gruppe, die hier die Technik am Laufen gehalten hat. Ganz viel Support, der heute der ZDV macht, wurden damals noch von der Computergruppe erledigt. Das geht von der Bestellung von Computern über die Homepage bis zu Druckern die rätselhaft blinkten. Wir hatten da manchmal die witzigsten Anfragen, ein bisschen so wie im Studienbüro heute.

Was ihr skurrilster Moment am IfP?

An meiner Tür hängt ein Bildchen auf dem steht, „die Tatsache, dass Quallen ohne Gehirn überleben können, gibt vielen Menschen Hoffnung”. Ich weiß, das ist ein kleines bisschen fies für die Studierenden, die mein Büro betreten. Aber meine damalige Kollegin fand es lustig und es ist ja auch nicht böse gemeint. Aber als Lutz Hofer dann auf der letzten Absolventenfeier diese Bildchen als Aufhänger in seiner Rede benutzt hat und jeder der 450 Besucher wusste, auf wessen Tür der Spruch hängt, war mir das schon peinlich, ja. Aber er hängt immer noch!

Frau Zauner, vielen dank für das Interview!


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