„Das IfP steht für offene Türen und den Austausch“

Herr Stegmann arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität, im Interview berichtet er uns über sein aktuelles Forschungsprojekt, seine Erlebnisse, als er selbst noch Student war und woher seine Begeisterung für Medien und Kommunikation kommt. Wir reden über eine Lokalzeitung im Raum Aschaffenburg, über seine Entscheidung für die Uni Mainz und über seine erste Tätigkeit als Lehrender.

Von Lisa Kaus
Daniel Stegmann ist neu am Institut (Foto: Creative Photo Haibach)

Für einen lockeren Einstieg zunächst einmal eine einfache Frage. Welches Medium haben Sie heute am zeitintensivsten genutzt?

Taggesschau.de, das ist meine go-to Website, wenn es um das schnelle und qualitativ hochwertige Informieren geht. 

Von dem tagesaktuellen Medium kommen wir nun zu den Medien Ihrer Studienzeit. Haben Sie während Ihres Studiums selbst bei einem der Universitätsmedien hier auf dem Mainzer Campus mitgewirkt?

Nein, selbst aktiv mitgewirkt habe ich nicht, allerdings vor allem den Publizissimus gerne gelesen.

Sie sind der Universität Mainz über die Jahre hinweg treu geblieben. Aber was war Ihre ganz persönliche Entscheidung, an der Johannes Gutenberg-Universität ihr Studium aufzunehmen?

Ursprünglich hatte ich Lehramt studiert, Englisch und Geschichte, aus Frust über das Geschichtsstudium bin ich davon dann aber abgewichen und habe eine Zeit lang in Darmstadt studiert, Anglistik und Politikwissenschaft. Als ich dann nach Mainz gekommen bin, war mein Ziel, Journalist zu werden. Ich wollte hier meinen Bachelor machen und mir dann eine Volontariatsstelle suchen. Ich habe mich dann für Mainz entschieden, weil man hier sowohl die praktische Seite hatte, mit den Journalismuskursen, als auch die theoretische Seite mit dem wissenschaftlichen Blick auf den Journalismus.

Und warum gerade Publizistik? Woher kommt Ihre Begeisterung für Medien und Kommunikation? 

Während meiner Studentenzeit habe ich ein paar Jahre bei einer Lokalzeitung im Raum Aschaffenburg als freier Mitarbeiter geschrieben. Mir hat das mit dem Schreiben schon immer Spaß gemacht, Journalismus fand ich eigentlich auch spannend, gerade Politikjournalismus, weil ich auch schon als Schüler schon recht interessiert war an Politik. Ich hatte das Gefühl, dass das etwas ist, was ich ganz gut kann oder wo ich mir zumindest vorstellen konnte, dass mir das beruflich Spaß machen könnte.

Sie haben Ihr politisches Interesse gerade schon angesprochen. Ihr Beifach war Politikwissenschaft, was von dem dort Erlernten können Sie heute noch in Ihrem Beruf anwenden?

Das ist ganz spannend, aktuell sind das demokratietheoretische Überlegungen aus dem Studium. Tatsächlich ganz klassische politische Theorien, liberale, deliberative, partizipatorische Formen. Da ist auf jeden Fall genug da, was man in verschiedenen Kontexten verwenden kann.

Liest man ihre Vita, wirkt sie sehr strukturiert und durchgeplant. War jeder Schritt wirklich von Ihnen geplant oder hat sich manches auch einfach aus der Situation heraus ergeben?

(Lacht) Gar nicht so leicht. Ich sage mal so, der Plan hatte sich im Laufe des Studiums verändert. Ich bin eigentlich mit der Idee hierher gekommen, das Bachelorstudium zu machen, weil ich mich bei der Lokalzeitung nach Volontariatsplätzen erkundigt hatte und mir gesagt wurde, dass die Voraussetzung dafür ein abgeschlossenes Studium ist. Dann habe ich mir das passende Studium dazu gesucht, mit der Idee nach meinem Studium dort wieder anzuklopfen. Was dann wirklich durchgeplant war, war meine Entscheidung, Ende des Bachelors in die Wissenschaft zu gehen. Ich habe mich bewusst für den Forschungsmaster entschieden und habe in der Zeit auch immer mal wieder am Institut als Hiwi in verschiedenen Projekten gearbeitet, das hat mich dann auch unter anderem dazu bewogen, mich für den Wissenschaftsbetrieb zu entscheiden.

Seit Januar 2020 arbeiten Sie jetzt als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Wie gefällt es Ihnen bis jetzt vor allem unter der aktuellen Corona Pandemie? Vermissen Sie den Campus?

Mir gefällt es super! Es macht mir sehr viel Spaß zu arbeiten. Es fehlt natürlich schon der Austausch mit den Kollegen und das, wofür das IfP steht: die offenen Türen und der Austausch. Mir fehlt aber auch der obligatorische Gang zum Mittagessen in die verschiedenen Mensen. Allerdings bin ich in einer gewissen Sondersituation, da mir meine Chefin auch schon vor Coronazeiten ermöglicht hat, tageweise im Homeoffice zu arbeiten.

Ihre Forschungsschwerpunkte sind sehr vielfältig und reichen von Medienvertrauen über Meinungsmacht bis hin zu Fragmentierung. Gibt es ein aktuelles Forschungsprojekt von Ihnen, über das Sie uns berichten können?

Ich bin aktuell als Projektmitarbeiter angestellt. Es handelt sich um ein Pilotprojekt zur Meinungsmachtkontrolle, das wir zusammen mit Kollegen*innen aus München durchführen. Wir beschäftigen uns dort, ausgehend von der aktuellen Konzentrationskontrolle, mit der Frage, wie man Vielfaltssicherung und Meinungsmacht aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive besser aufstellen kann. Wir arbeiten seit einem Jahr und zwei Monaten daran, es gibt viel begrifflich konzeptionelle Arbeit zu machen, empirische Pilotstudien sind aktuell ebenfalls in Vorbereitung. Es ist insofern spannend, da es ein interdisziplinäres Projekt ist. Es ist nicht immer ganz einfach, aber sehr spannend sich mit diesem Thema auseinander zu setzten. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt, ein Working Paper ist bereits veröffentlicht und die Kollegen*innen in München arbeiten gerade an der Fertigstellung eines zweiten.

Neben Ihrer Forschung leiten Sie auch verschiedene Seminare. Wie war es für Sie, sich plötzlich als Lehrender den Fragen der Studierenden stellen zu müssen?

Das war tatsächlich ein ganz komisches Gefühl. Ich hatte, bevor ich am Institut selbst angefangen hatte, zuvor schon ein halbes Jahr am Mainzer Medieninstitut gearbeitet, auch bei meiner jetzigen Chefin Birgit Stark, die damals noch Direktorin des Mainzer Medieninstitutes war. Im Wintersemester 2019/20 habe ich einen Lehrauftrag angenommen und das Seminar „Wissenschaftliche Texte lesen und verstehen“ gegeben, mein einziger Präsenzkurs1. Das war schon ein interessantes Gefühl, weil ich war kein halbes Jahr vorher noch selbst in der Position des Studenten (lacht), der in Seminaren gesessen hat und dann stand ich auf einmal vor einer ganzen Reihe Erst- und Zweitsemestern. Es ist schon spannend, wenn man dann auf einmal die Rolle wechselt.

1 Vor der Corona-Pandemie (Anmerkung der Redaktion).

Als Sie selbst noch Student waren, von welcher Vorlesung konnten Sie gar nicht genug bekommen?

Im Bachelor hatte ich in einem Sommersemester die Vorlesung Mediengeschichte bei Oliver Quiring, die fand ich spannend, da hier mein Geschichtsinteresse ein Stück weit wieder geweckt wurde und im Master die Onlinekommunikationsvorlesung bei Leonard Reinecke, der einen sehr guten Stil hat, seine Vorlesungen zu gestalten. Was aber nicht heißen soll, dass andere Vorlesungen von anderen Professor*innen nicht ebenso gut gewesen wären.

Zum Abschluss des Interviews möchte ich Sie bitten, die folgenden Sätze zu vervollständigen:

Eine Erfahrung aus meiner Studienzeit werde ich nie vergessen und diese Erfahrung ist…?

…mein erster Kurs im Master bei Erich Lamp, die Art und Weise, wie er Lehre gemacht war etwas ganz anderes, aber sehr erfrischend und spannend.

Die schlechteste Note, die ich je in einer Prüfung hatte, war…?

… eine 2,3 oder 2,7, ich weiß nicht mehr genau, in meinem Praxisseminar „Journalismus als Beruf“.

In fünf Jahren bin ich….?

… hoffentlich promoviert.

Wenn Corona vorbei ist, freue ich mich am meisten auf…?

(überlegt) … einfach auf das „normale“ Leben. Sich mit Freunden treffen, rausgehen ohne Maske, keine Kontaktbeschränkungen mehr.

Ich würde jedem Studierenden raten, …?

… das Studium ernst zu nehmen, aber sich nicht zu sehr zu verbeißen. Das Wichtigste ist, dass man das Studium schon ernst nimmt, aber dass man dabei auch diese vielen Freiheiten, die man als Studierender noch hat, auskostet.

Vielen Dank für das Interview, Herr Stegmann! 


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