Ein großes J(G)Ubiläum

75 Jahre nach der Wiedereröffnung der JGU gibt es einen großen Festakt, viele digitale Ersatzveranstaltungen und eine Corona-Pandemie. Kann das gut gehen?

Die JGU wurde 2021 75 Jahre alt. Bild: Lisa Kaus
Von Lisa Kaus

Am 26.05.2021 jährte sich zum 75. Mal der Tag, an dem die Johannes Gutenberg-Universität wiedereröffnet wurde. Gefeiert wurde das vor allem mit dem Festakt im September, aber auch mit weiteren Veranstaltungen über das Jubiläumsjahr hinweg. Aber feiern und Corona? Geht das? Anscheinend ja, denn das Jubiläum wurde bereits mit vielen Veranstaltungen zelebriert, wie beispielsweise der Ausstellung „Wunder in Mainz“, welche von Mai bis Juni zu sehen war. Durch eine virtuelle Tour fand ein Rückblick auf die Anfangsjahre der Universität statt, welcher Interessierten die Möglichkeit bot, sich mit den historischen Aspekten des Jubiläums auseinanderzusetzen. 

Für das Jubiläum war vieles geplant, aufgrund der weiterhin angespannten Corona-Lage musste aber auch einiges wieder abgesagt werden. Die Pressestelle der JGU gibt an, dass Veranstaltungen, welche für das Jubiläumsjahr 2020/21 geplant waren, größtenteils nicht umgesetzt werden konnten. Angedacht war unter anderem ein Jubiläumsfest, welches auf dem Gutenberg-Campus stattfinden sollte, sowie eine Lichtinstallation im Rahmen der Architektur-Ausstellung „WISSEN SCHAFFT RAUM“, bei der Gebäude der JGU in Szene gesetzt werden sollten. Anstelle der Lichtshow gibt es jetzt einen virtuellen Internetrundgang.

Viele der Veranstaltungen mussten dennoch nicht vollständig abgesagt werden, sondern konnten digital stattfinden. Am 10.11.2021 war beispielsweise für den parlamentarischen Abend ein Livestream zur Ergänzung der Veranstaltung vor Ort geplant. Der in Berlin stattfindende Abend war eine Zusammenarbeit der rheinland-pfälzischen Landesvertretung vor dem Bund und der Europäischen Union, der JGU mit dem Exzellenzklaster PRISMA+ sowie German U15, einem Zusammenschluss mehrerer forschungsstarker Universitäten. Unter dem Thema „Dunkle Materie, Quantencomputing, COVID-Impfstoff: Aus Präzession wird Innovation“ sind geladene Gäste zusammengekommen.

„Die Universität kann auf eine bewegte und sehr erfolgreiche Geschichte zurückblicken“

Malu Dreyer, Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz

Einer der Höhepunkte im Veranstaltungsprogramm war der Festakt am 07.09.2021. Eingeladen waren Hochschullehrer*innen, Politiker*innen und Förderer*innen der JGU, aber auch Studierende, wissenschaftliche Mitarbeiter*innen sowie Mitglieder des Hochschulrates. Zu den Gästen gehörten unter anderem die Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Dr. Anna-Lena Scholz, Redaktorin im Ressort Wissen der ZEIT sowie Jennifer Konrad, M.A. aus der Abteilung Kunstgeschichte der JGU, und viele weitere Freund*innen und Förder*innen der Universität. Zur Veranstaltung gab es einen Livestream, welcher mit der Unterstützung des OK:TV Mainz, sowie des Journalistischen Seminars der JGU, realisiert werden konnte. 

Johannes Gutenberg himself auf dem Campus. Bild: Lisa Kaus

Die Veranstaltung wurde um 17:00 Uhr von Prof. Dr. Georg Krausch eröffnet und von Ursula Nusser (ehemals SWR) und Daniel Reißmann (CampusMedia, JGU) moderiert. Krausch begann die Veranstaltung mit seiner Eröffnungsrede, in der er auch auf die vergangenen Corona-Semester zurückblickte und deutlich machte: „Ich weiß, dass das uns Allen […] viel abverlangt hat und ich nutze diese Gelegenheit, um mich bei Ihnen Allen ausdrücklich für Ihr großes Engagement zu bedanken“. Auf die einführenden Worte folgte das Grußwort der Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Sie gratulierte den Anwesenden im Saal sowie den Zuschauer*innen des Livestreams zum Jubiläum und betonte, die Universität genieße ein „[…] weltweit hohes Ansehen und kann auf eine bewegte und sehr erfolgreiche Geschichte zurückblicken“. Der Festakt wurde mit der Vorstellung der Festschrift und daran anschließenden Diskussionsrunden beendet. Prof. Dr. Oliver Auge, Abteilung für Regionalgeschichte der Universität Kiel, stellte die Publikation, an der er als Peer Reviewer mitgearbeitet hatte, vor.

Bereits 2015 konnte der Kieler Regionalhistoriker Erfahrungen mit dem Herausgeben einer Festschrift sammeln. Insgesamt sorgten 61 Autor*innen für das Entstehen der Publikation. Auge betonte, dass durch die vielfältigen Zugänge zur Universitätsgeschichte die Leser*innen nicht nur regional zu finden sein werden. Das im Mai 2021 erschienene Werk enthält nicht nur Texte, welche die Historie der Universität behandeln, sondern auch Farb- und Schwarz-Weiß Fotos, viele davon bislang unveröffentlicht, und einen ausführlichen Anhang mit Karten, Grafiken und vielem mehr. In der Festschrift werden Fragen beantwortet wie etwa: Welche Fakultäten und Fächer gibt es an der JGU und welche historische Entwicklung haben sie durchlaufen? Welche Geschichte steht hinter dem Jubiläum der Wiedereröffnung? Wie sieht die Zukunft der JGU aus? Die Themen der Mainzer Festschrift reichen von dem Leben auf dem Campus, über den nationalen Kontext sowie die Beziehung zwischen der Universität und der Gesellschaft. Auch aktuelle Themen wie die Gleichberechtigung von Frauen und die Diversität an der JGU werden behandelt und sorgen somit jenseits von dem geschichtlichen Aspekt für eine Vielfalt an Themen. Studierende der JGU können sich die Festschrift auch als E-Book über das Campusnetz herunterladen oder sich eines der Exemplare vor Ort ausleihen (mehr Informationen dazu hier).

Die Beziehung zwischen der JGU und der Gesellschaft war auch Thema der ersten Diskussionsrunde „Universität im Dialog“ mit dem Titel „Die JGU – Wissen schaffen für gesellschaftliche Herausforderung“. Ein thematischer Schwerpunkt war die Corona-Pandemie mit Hinblick auf deren Einfluss auf Medien, Hochschulen und Politik. Es folgten weitere Diskussionsrunden mit den Themen „Die JGU – Universität in der demokratischen Gesellschaft“ sowie die abschließende Talkrunde unter dem Titel „Die JGU – Campusarchitektur mit dem Spiegelbild der Universitäts- und Sozialgeschichte“. Vertreter*innen aus Politik, Lehre und Gesellschaft kamen für die Diskussionen zusammen. Beispielsweise die Finanzministerin des Landes Rheinland-Pfalz, Doris Ahnen, welche in der ersten Diskussionsrunde die Zusammenarbeit mit den Hochschulen in Rheinland-Pfalz während der Corona-Pandemie lobte, oder Jennifer Konrad, M.A., welche in der abschließenden Runde die Campusarchitektur in den Vergleich mit anderen, teilweise internationalen, Bauwerken setzte. Beendet wurde die Veranstaltung mit einem virtuellen Rundgang über den Mainzer Uni-Campus mit dem Einspieler „Perspektivenwechsel – der Gutenberg-Campus von oben“.    

Der Festakt als auch das Jubiläumsjahr in seiner Gänze, hat Raum für einen kritischen Blick auf 75 Jahre Universitätsgeschichte geschaffen. Die Veranstaltungen waren eine Möglichkeit, die JGU von einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Nicht nur als Ort der Lehre und des Zusammenkommens, sondern auch als Lehr- und Forschungsinstitution mit einer langen und bewegten Geschichte. Das vielfältige Programm eröffnete für alle Interessierten die Möglichkeit zur Information, egal ob es um die Architektur der JGU oder die historische Entwicklung der Universität ging, unabhängig davon, ob man sich mehr für die Forschung und Lehre oder für eine der Ausstellungen interessierte. Trotz der Pandemielage schaffte das Jubiläum, was in der Corona-Pandemie eigentlich unmöglich ist, ein Gefühl des Zusammenkommens und ein gemeinsames Feiern.


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